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Sonntag, 19. August 2012

Magic Mike: Mehr als nackte Tatsachen


Als Demi Moore uns 1996 mit "Striptease" ins Erotikgewerbe entführte waren die Kritiken verheerend. Bei Steven Soderberghs "Magic Mike", der in der letzten Woche bei uns anlief, sieht das überraschenderweise ganz anders aus. Waren Filme über das Strippen in Folge des Demi Moore Desasters lange Zeit verpöhnt, wird nun ausgerechnet ein Film über sich entblätternde Männer zum Erfolg bei Publikum und Kritikern. Und tatsächlich: Wer sich den Film ansieht erkennt schnell, dass "Magic Mike" weit mehr zu bieten hat als nackte Tatsachen.

Der erste Anreiz ist klar: Hollywoods schönste Typen (Channing Tatum, Matthew McConaughey, Matt Bomer, Joe Manganiello und Alex Pettyfer) lassen die Hüllen fallen und so fand sich auch meine Kino-Crew zunächst zur munteren Fleischbeschau ein. Auch in dieser Hinsicht enttäuscht der Film keinesfalls. Massig Tanzszenen und die mikroskopische Bekleidung der Darsteller wissen durchaus zu gefallen und lockern den Film auf. Hierin liegt wohl in erster Linie auch der Erfolg beim Publikum begründet. Nicht zuletzt bleibt der Film aber auch ein Steven Soderbergh-Film und schlägt zwischen Lapdance und Latex-Tanga mitunter auch  ernstere und leise Töne an. In der Mischung weiß das sehr zu gefallen und stellt den Film auf eine Stufe mit Klassikern wie "Boogie Nights" (der sich ja ebenfalls mit dem Erotikgewerbe auseinandersetzte). Das wiederum stellt die Kritiker zufrieden.


Alex Pettyfer spielt Kid, der von Mike (Channing Tatum) ins Stripper-Gewerbe eingeführt wird. Zunächst locken wie immer schnelles Geld und schöne Frauen, später locken ihn aber vor allem Drogen und Alkohol. Mike selbst fragt sich derweil ob er sich auch jenseits der 30 noch entblättern will oder ob das Leben vielleicht noch mehr zu bieten hat. Fragen, die Kids Schwester Brooke (Cody Horn) ihm in den Sinn ruft. Das zarte Liebelei der beiden ist besonders romantisch, weil sie absolut unromantisch inszeniert wird und durchaus problembehaftet ist. Wie so oft sind es die kleine Gesten, Blicke und das Unausgesprochene, was hierzu beiträgt. Letztlich ist der Film somit die perfekte Mischung aus humoriger Komödie und ruhigem Kino mit Arthouse-Qualitäten. Einzig das Ende kommt etwas plötzlich, erscheint im nachhinein allerdings logisch gesetzt.
Ein zweiter Teil soll folgen. Die DVD wird gekauft.

Freitag, 3. August 2012

Die echte Carrie Bradshaw


Höchste Zeit, um sich auf New York einzustimmen. Auf literarischem Wege mache ich selbiges gerade mit dem kleinen aber feinen Büchlein "New York" von Lily Brett. Quasi als echte Carrie Bradshaw hat Brett über ein Jahr lang eine Kolumne für "Die Zeit" geschrieben, in der sie von der Stadt, ihren Bewohnern und deren teils verschrobenen Eigenarten berichtet. Das dünne Büchlein versammelt all diese Texte in einem Band. Lily Brett weiß wovon sie schreibt: 1946 in Deutschland geboren, begann sie mit 19 Jahren für diverse Rockmagazine zu schreiben und lebt nun schon eine ganze Weile in New York.

Ihre Erlebnisse und Beobachtungen schildert sie mit so viel unaufdringlichem Witz, dass es eine wahre Freude ist. Dabei gibt sie auch viel über sich selbst preis und lässt ihre eigenen Neurosen und Ticks durchblicken. Für mich erscheint sie dabei als eine Frau, mit der ich unglaublich gern mal einen Kaffee trinken würde. Ihr Satzbau ist stark parataktisch. Auch das gefällt mir. Parataxen sind toll.
Im Herbst kommt Lily Brett übrigens nach Deutschland um im ihren neuen, autobiographischen Roman "Lola Bensky" vorzustellen. Vielleicht klappts dann ja mal mit einem Kaffee?

Lily Brett: New York. Berlin: Suhrkamp 2001. 160 S. 6,50 €.